Der Brunnentempel von 1816 ist fertig saniert
von Stefanie Kießling
In einigen Wochen soll es wieder für Kurgäste und Einwohner sprudeln, das Wasser im mehr als 200 Jahre alten Wahrzeichen der Stadt Bad Liebenstein: dem Brunnentempel.
Sagenhafte Quelle
Der Tempel ist das Wahrzeichen der Stadt Bad Liebenstein und fasst die älteste Quelle der Region. Sagen ranken sich um die Entdeckung der Quelle: Eine eigenwillige Kuh war es, die nicht vom bereitgestellten Trog, sondern abseits aus einer anderen Quelle trank. Dem Hirten fiel auf, dass sie besonders gesund aussah, also ging er ihr nach, fand die Quelle, kostete selbst…
Ein Tempel für das heilende Wasser
Fest steht, dass 1590 der damalige Lehnherr der Burg Liebenstein, Hermann von Stein, den Platz um die Quelle roden ließ. Der Landesherr Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564–1633) gab 1601 bei Dr. Heinrich Megenbach, Physicus zu Meiningen, eine Quellenuntersuchung in Auftrag. Nachdem dieser eine gewisse heilende Wirkung nachweisen konnte, ließ der Herzog den Quellbereich komplett von Gesträuch und Wurzeln befreien und neu fassen. Seitdem hieß die Quelle Casimirbrunnen. Nach einer erneuten Untersuchung bestätigte der Universalgelehrte Andreas Libavius (1555–1616) im Jahr 1610 die heilsame Wirkung des Wassers. Seine als „Die Liebensteiner Brunnenschrift“ bekannte Abhandlung gilt als eine der ersten deutschen Brunnenschriften überhaupt. Ebenfalls 1610 erfolgte der Ausbau des Brunnens, 1614 wurde eine steinerne Treppe eingebaut. Der Ausschank befand sich etwa zwei Meter tiefer.

Blick in die Kuppel des Brunnentempels
Die Errichtung eines Tempels über der Quelle hatte Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen (1761–1803) noch in Auftrag gegeben. Der eigentliche Bau erfolgte dann 1816. Der Stil ist seiner Zeit gemäß klassizistisch, im Stil eines griechischen Rundtempels mit dorischen Säulen und Kuppel. Wie die Natur- und Heimatfreunde Bad Liebenstein berichten, war das Bauwerk zeitweise sogar farbig gestaltet und reich verziert.
Rundum saniert
Nach fast 200 Jahren war eine umfassende Sanierung des Wahrzeichens erforderlich. Mehr als zwei Jahre hat die denkmalgerechte Sanierung gedauert, dabei wurde auch die Technik und der Zugang zum Brunnen den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen angepasst. 400.000 EUR haben die Maßnahmen gekostet, zwei Drittel der notwendigen finanziellen Mittel kommen als Fördermittel aus der Städtebauförderung. Begonnen haben die Bauarbeiten im Jubiläumsjahr 2016: Der Brunnentempel hat eine neue Fassade, ein neues Dach und eine Beleuchtung bekommen. 2017 folgte dann Bauabschnitt Nr. 2: Der Wasseranschluss wurde gelegt, eine neue Brunnenschale installiert und der „Brunnentempelgarten“ gestaltet.

Hier fließt bald wieder Wasser: die neue Brunnenschale
Ebenerdiger Zugang zum Brunnen
Eine der größten Veränderungen ist der barrierefreie Zugang zum Wasser. Früher führten einige Stufen zwei Meter zur Quelle hinab. Demnächst ist der Brunnen ebenerdig und damit barrierefrei erreichbar. Dazu wurde eine Stahlkonstruktion eingebaut, auf der nun die Bodenplatte liegt. Scheinbar handelt es sich beim ebenerdigen Zugang zur Quelle nicht um ein völliges Novum: Fotodokumente aus den 1930er Jahren und alte Werbe-Illustrationen zeigen, dass der Ausschank des Wassers im Brunnentempel früher schon einmal ebenerdig erfolgte.
Das 1. Teppichbeet im historischen Kurviertel
Weithin bekannt und preisgekrönt sind die kunstvoll angelegten Teppichbeete im Altensteiner Park. Nach langer Zeit findet sich nun im historischen Kurviertel von Bad Liebenstein, im neu gestalteten Brunnentempelgarten, wieder ein kleines Teppichbeet.
Umfassende Wasserprüfung
Damit das Wasser bald in die neue Brunnenschale sprudeln kann, braucht die Stadt eine entsprechende Genehmigung. Damit verbunden ist ein aufwändiges Prüfverfahren, in dem das Wasser mehrfach durch das Landesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz beprobt und analysiert wird. Die Stadt rechnet damit, dass die Genehmigung in einigen Wochen erfolgt und eine feierliche Wiedereröffnung des Brunnentempels bis zum Sommer möglich ist.
Weitere Informationen:
Die „Liebensteiner Brunnenschrift“ aus dem Jahr 1610 von Andreas Libavius liegt seit 2016 in einer Neuedition vor: Die Liebensteiner Brunnenschrift von 1610. Von der Heilkraft und der Geschichte des Casimirianischen Sauerbrunnens. Nach dem Original für heutige Leser bearbeitet von Ida Henkel und Lydia Herrmann. Hg. vom. Förderverein der Stadt- und Kurbibliothek Bad Liebenstein e.V., Zella Mehlis: Heinrich-Jung Verlag 2016, ISBN 978-3-943552-13-3, 19,90 €
Eine wahre Fundgrube zur Geschichte Bad Liebensteins ist die Webseite des Vereins Natur- und Heimatfreunde Bad Liebenstein e.V. .
Zum Wahrzeichen und dem alljährlichen Brunnenfest informiert die Webseite www.bad-liebenstein.de.
Zur Autorin: Stefanie Kießling ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft Kulturerbe Thüringen e.V. Nach beruflichen Stationen in München, Gotha und Leipzig ist sie seit Ende 2017 Pressesprecherin der Stadt Bad Liebenstein. Nebenbei arbeitet sie gelegentlich als Lektorin.